Kräutertee

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Vielfältige Aromen und Wirkungen

Kräutertee

 

Was fällt unter die Kategorie Kräutertee?

Im Land der Teetrinker sorgt manchmal ein scheinbar einfacher Begriff für Verwirrung: Kräutertee. Denn streng genommen handelt es sich bei Kräutertees nicht um echte Tees. Diese stammen ausschließlich von der Teepflanze Camellia sinensis. Kräutertees hingegen sind Aufgussgetränke aus den verschiedensten Pflanzenteilen – von zarten Blütenblättern über würzige Blätter bis hin zu kraftvollen Wurzeln, aromatischen Rinden, saftigen Früchten oder ölreichen Samen.

In der Welt der Kräutertees begegnet man einer geradezu überwältigenden Vielfalt. Da sind zunächst die Klassiker als Monosortenaufgüsse: Der erfrischende Pfefferminztee, der beruhigende Kamillentee oder der sanft duftende Lindenblütentee. Dann öffnet sich das Universum der Kräutermischungen, in denen verschiedene Pflanzen ihre Aromen und Eigenschaften zu harmonischen Kompositionen verbinden. Die Früchtetees bringen mit ihrer natürlichen Süße und oft leuchtenden Farbe ein ganz eigenes Erlebnis in die Tasse. Nicht zu vergessen die Gewürztees, in denen Zimt, Ingwer, Kardamom oder Anis ihre würzigen Geschmacksnoten entfalten. Auch die südafrikanischen Spezialitäten Rooibos und Honeybush werden, obwohl botanisch keine Kräuter, traditionell der großen Familie der Kräutertees zugerechnet.

Was diese bunte Vielfalt eint: Fast alle Kräutertees kommen ohne Koffein aus und bieten dennoch ein reichhaltiges Spektrum an Aromen, verführerischen Düften und oft überlieferten Anwendungen, die tief in der Kulturgeschichte verschiedener Regionen verwurzelt sind.

Die Bedeutung von Kräutertee in Deutschland

In deutschen Küchen und Wohnzimmern dampfen täglich unzählige Tassen Kräutertee. Rund 40.000 Tonnen dieser Aufgussgetränke werden jährlich im Land konsumiert – ein Viertel des gesamten deutschen Teeverbrauchs. Dieser Stellenwert hat sich über Generationen entwickelt und ist heute fest im Alltag verankert.

Die Liebe zum Kräutertee spiegelt dabei mehrere Facetten deutscher Kultur wider. Da ist zum einen das ausgeprägte Gesundheitsbewusstsein, das natürliche Alternativen zu Softdrinks und koffeinhaltigen Getränken schätzt. Zum anderen lebt in den regionalen Teespezialitäten wie dem ostfriesischen Meisterkräutertee ein Stück heimatlicher Identität fort. Kräutertees folgen auch dem Rhythmus der Jahreszeiten – wenn draußen Schnee und Eis regieren, wärmen drinnen Tees mit Zimt und Ingwer Körper und Gemüt.

Eine Besonderheit der deutschen Teekultur sind die „Teeapotheken“, die oft auf jahrhundertealtes Wissen zurückgreifen und Kräutermischungen nach überlieferten oder eigenen Rezepturen herstellen. In diesen Fachgeschäften vereint sich Tradition mit zeitgemäßem Gesundheitsbewusstsein. Gerade die jüngere Generation entdeckt Kräutertees neu und legt dabei Wert auf biologischen Anbau und verantwortungsvolle Produktion – ein Trend, der sich in wachsenden Regalflächen für Kräutertees in Bioläden, Teefachgeschäften und Reformhäusern niederschlägt.

Historische Entwicklung des Kräutertees

Die Geschichte der Kräutertees ist eine Reise durch die Jahrtausende menschlicher Kulturentwicklung. Bereits unsere steinzeitlichen Vorfahren kannten die wohltuende Wirkung erhitzter Pflanzenteile in Wasser. Archäologische Funde belegen, dass die Menschen schon vor über 60.000 Jahren bestimmte Kräuter sammelten – vermutlich nicht nur als Nahrung, sondern auch für medizinische Anwendungen.

In den antiken Hochkulturen vom Nil bis zum Mittelmeer entwickelte sich ein systematisches Wissen über Heilkräuter. Ägyptische Papyri, etwa 1550 v. Chr., dokumentieren bereits hunderte Heilpflanzen und ihre Zubereitungsformen. Die griechischen Ärzte Hippokrates und später Dioskurides legten mit ihren Schriften wichtige Grundsteine für die europäische Kräuterheilkunde, die später von römischen Gelehrten wie Plinius dem Älteren und Galen weiterentwickelt wurden.

Das mittelalterliche Deutschland erlebte eine Blütezeit des Kräuterwissens in den Klöstern. Hier waren es vor allem die Benediktiner, die Kräutergärten anlegten und das Wissen um Heilpflanzen bewahrten und erweiterten. Die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-1179) hinterließ mit ihren naturkundlichen Werken einen Schatz an Kräuterwissen, der bis heute nachwirkt. Die Klostergärten dienten als „Apotheken“ für die umliegende Bevölkerung – eine frühe Form der Gesundheitsversorgung, in der Kräutertees eine zentrale Rolle spielten.

Mit dem ersten deutschen Arzneibuch von 1546 begann die Standardisierung von Kräuterrezepturen. Die wissenschaftliche Revolution des 18. und 19. Jahrhunderts brachte neue Methoden zur Erforschung von Heilpflanzen hervor. Chemiker isolierten Wirkstoffe wie Morphin aus dem Schlafmohn (1804) oder Salicin aus der Weidenrinde (1828), dem Vorläufer der Acetylsalicylsäure. Diese Entdeckungen legten den Grundstein für die moderne Phytotherapie, veränderten aber auch den Blick auf Kräutertees – vom ganzheitlichen Naturheilmittel zum Träger spezifischer Wirkstoffe.

Das 20. Jahrhundert brachte zunächst einen Rückgang der traditionellen Kräutermedizin, als synthetisch hergestellte Medikamente den Markt eroberten. Doch seit den 1980er Jahren erleben Kräutertees eine bemerkenswerte Renaissance im Zuge des wachsenden Umwelt- und Gesundheitsbewusstseins. Heute verbindet der moderne Kräuterteemarkt traditionelles Wissen mit wissenschaftlicher Forschung und strengen Qualitätsstandards – eine Synthese, die dem deutschen Verständnis von Natur und Technik in besonderer Weise entspricht.

Medizinische Bedeutung von Kräutertee

In der Welt der Heilmittel nehmen Kräutertees eine faszinierende Zwischenstellung ein. Sie sind Brückenbauer zwischen Genuss und Therapie, zwischen Alltag und Medizin. Deutschland hat dieser Doppelrolle mit einer differenzierten rechtlichen Einordnung Rechnung getragen: Es gibt Arzneitees, die offiziell als Medikamente zugelassen sind und dem Arzneimittelrecht unterliegen, und Lebensmitteltees, die als Genussmittel konsumiert werden und keine direkten Heilversprechen geben dürfen.

Was vor Jahrhunderten auf Erfahrungswissen und Überlieferung beruhte, hat in vielen Fällen die Feuerprobe moderner wissenschaftlicher Untersuchungen bestanden. Zahlreiche traditionelle Anwendungen von Kräutertees sind heute durch das Europäische Arzneibuch sowie die Monographien der ehemaligen Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte anerkannt.

Das Spektrum medizinisch relevanter Kräutertees ist beeindruckend breit. Die sanfte Kamille mit ihren entzündungshemmenden Inhaltsstoffen bewährt sich bei Magen-Darm-Beschwerden. Das Trio aus Fenchel, Anis und Kümmel löst Krämpfe und lindert Blähungen. Thymian hilft mit seinen ätherischen Ölen bei Husten und Bronchitis, während Salbei Entzündungen im Mund- und Rachenraum bekämpft. Der beruhigende Baldrian findet seinen Platz im Abendtee gegen Unruhe und Einschlafstörungen. Und das sonnige Johanniskraut, als Arzneimittel zubereitet, hat seine Wirksamkeit bei leichten bis mittelschweren Depressionen in zahlreichen Studien bewiesen.

Deutschland nimmt in der Phytotherapie, der Pflanzenheilkunde, international eine Vorreiterrolle ein. Etwa 70 Prozent der deutschen Ärztinnen und Ärzte verschreiben regelmäßig pflanzliche Arzneimittel, darunter auch Arzneitees. Diese Offenheit des medizinischen Establishments spiegelt eine kulturelle Besonderheit wider: die Wertschätzung einer integrativen Medizin, die das Beste aus traditionellen und modernen Ansätzen verbindet. Unter bestimmten Bedingungen erstattet sogar die Gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für pflanzliche Arzneimittel – ein deutliches Zeichen für deren Akzeptanz im Gesundheitssystem.

Regionale Spezialitäten bei Kräutertee

Regionale Spezialitäten in Deutschland

Die deutsche Kräuterteelandschaft gleicht einem bunten Flickenteppich regionaler Traditionen. Jede Gegend hat ihre eigenen Schätze, geprägt von der lokalen Flora, historischen Einflüssen und überlieferten Rezepturen.

Im hohen Norden, wo die frische Meeresbrise über die Deiche weht, hat sich eine eigene Teekultur entwickelt. Der Ostfriesische Meisterkräutertee verbindet mehr als 20 sorgfältig ausgewählte Kräuter zu einer harmonischen Mischung, in der Kamille, Pfefferminze und Melisse eine tragende Rolle spielen. Entlang der Nordseeküste findet man den Nordfriesischen Strandkräutertee, der die Besonderheit salzresistenter Küstenpflanzen in die Tasse bringt – ein Geschmackserlebnis, das die raue Schönheit der Küstenlandschaft widerspiegelt.

In den sanften Hügeln und tiefen Wäldern Mitteldeutschlands haben Generationen von Kräuterkundigen ihr Wissen weitergegeben. Die Thüringer Waldkräuter mit Waldmeister, Brombeerblättern und Hagebutte fangen den Duft des Thüringer Waldes ein. Im Harz, wo einst der Bergbau das Leben prägte, findet man Tees mit Tannenspitzen, Fichtennadeln und würzigen Wildkräutern – eine Erinnerung an die Zeit, als Bergleute diese Pflanzen zur Stärkung und gegen die Berufskrankheiten nutzten.

Im Süden, wo die Alpen ihre majestätischen Gipfel in den Himmel recken, gedeihen besondere Kräuter in der klaren Bergluft. Der Bayerische Bergkräutertee bringt mit Alpenrose und Enzian die Essenz der Berge in die Tasse. Im Schwarzwald, dessen dunkle Tannenwälder schon unzählige Märchen inspirierten, vereint der Schwarzwälder Waldfrucht-Tee die Aromen heimischer Waldfrüchte mit ausgewählten Kräutern zu einem tiefgründigen Geschmackserlebnis.

Im Osten des Landes hat sich im Biosphärenreservat Spreewald eine einzigartige Kräutertradition erhalten. Der Lausitzer Kräutergarten-Tee spiegelt die Artenvielfalt dieser von Wasserläufen durchzogenen Kulturlandschaft wider. Im Erzgebirge, wo das Wissen um Heilkräuter eng mit der Bergbautradition verknüpft ist, findet man Tees mit Kräutern, die einst zur Stärkung der Bergleute und gegen die gesundheitlichen Folgen ihrer harten Arbeit eingesetzt wurden.

Regionale Spezialitäten international

Die Welt der Kräutertees erstreckt sich weit über Deutschlands Grenzen hinaus und erzählt in jedem Land ihre eigene Geschichte von Kultur, Tradition und Heilwissen.

In den sonnenüberfluteten Bergregionen Griechenlands wächst hoch oben, wo die Luft klar und rein ist, der Griechische Bergtee (Sideritis). Seit der Antike schätzen die Menschen seine wohltuende Wirkung bei Erkältungen. In den österreichischen Alpen sammeln Kräuterkundige für den Tiroler Alpenkräutertee nach alter Tradition Arnika, Wermut und Schafgarbe an bestimmten Tagen, wenn die Wirkkraft der Pflanzen besonders stark ist. Im Süden Frankreichs, wo der Duft von Lavendel über sanfte Hügel weht, verbindet die Tisane Provençale die aromatischen Schätze dieser einzigartigen Landschaft.

Die Reise nach Asien führt zu jahrtausendealten Heiltraditionen. In Indien gilt der Tulsi-Tee aus dem heiligen Basilikum als „Elixier des Lebens“. Nach ayurvedischer Lehre harmonisiert er Körper und Geist und hilft, Stress abzubauen. In Japan, wo Teezeremonien zur höchsten Kunstform erhoben wurden, schätzt man den subtil duftenden Kuromoji-Tee aus der Rinde des Spicebush-Strauchs für sein zitrusartiges Aroma. In Korea stärkt der traditionelle Insam-cha aus Ginsengwurzeln seit Generationen Menschen in den kalten Wintermonaten.

Südamerika trägt mit seinen einzigartigen Pflanzen zur globalen Teekultur bei. Der Mate-Tee, Nationalgetränk in Argentinien, Uruguay und Paraguay, verbindet Menschen in einem Ritual des gemeinsamen Trinkens aus der Kalebasse. In den schwindelerregenden Höhen der Anden hilft der Coca-Tee aus den Blättern der Coca-Pflanze den Einheimischen seit Jahrhunderten gegen die Höhenkrankheit. Im ecuadorianischen Regenwald beginnen indigene Gemeinschaften den Tag mit Guayusa, einem energiespendenden Tee, der klare Träume fördern soll.

Afrika bereichert die Welt der Kräutertees mit seinen eigenen Schätzen. Der rötlich leuchtende Rooibos aus den kargen Böden der südafrikanischen Kap-Region enthält wertvolle Antioxidantien. In Westafrika bereiten Heiler Soumbala-Tee aus fermentierten Samen des Néré-Baums als traditionelles Stärkungsmittel. In Marokko ist die Zeremonie des Minztees, eine kunstvolle Mischung aus grünem Tee und frischer Minze, lebendiger Ausdruck der sprichwörtlichen Gastfreundschaft.

Auch Nordamerika hat seine eigene Kräuterteetradition. Die Navajo und andere indigene Völker nutzen Wildkräutertees mit Wüstenpflanzen wie Salbei und Wacholder in ihren Heilritualen. In den abgelegenen Tälern der Appalachen hat sich mit dem Mountain Tea aus der Wintergrün-Pflanze ein Stück Pioniermedizin erhalten, das die frühen Siedler von den Ureinwohnern übernahmen.

Diese weltweite Vielfalt zeigt, wie Kräutertees als kulturelles Erbe der Menschheit Grenzen überwinden. Jede Region hat ihre eigenen Schätze zur gemeinsamen Teekarte der Welt beigetragen – ein Reichtum, der heute auch in deutschen Teetassen zu finden ist.

Wirkungen von Kräutertee

Die Welt der Kräutertees ist ein Kaleidoskop unterschiedlicher Wirkungen, die den ganzen Menschen von Körper über Geist bis zur Seele ansprechen können. Diese Vielfalt ist es, die Kräutertees zu mehr macht als nur zu einem wohlschmeckenden Getränk.

Die physiologischen Wirkungen sind so vielfältig wie die Pflanzen selbst. Manche Kräuter umhüllen den Trinkenden wie eine wärmende Decke. Baldrian, Hopfen, Melisse und Lavendel entfalten ihre beruhigenden Eigenschaften und helfen, den Alltagsstress hinter sich zu lassen. Andere wirken wie ein sanfter Weckruf für Körper und Geist: Zitronenverbene mit ihrem frischen Aroma, Rosmarin mit seinen anregenden ätherischen Ölen oder Ingwer mit seiner wärmenden Schärfe beleben die Sinne und fördern die Konzentration.

Die Verdauung, oft Spiegel unseres Wohlbefindens, findet in Fenchel, Anis, Kümmel und Pfefferminze wertvolle Verbündete. Ihre ätherischen Öle lösen Krämpfe, lindern Blähungen und regen die Verdauungssäfte an. Das Immunsystem, unsere körpereigene Abwehr, kann durch Echinacea, Holunder oder die Vitamin-C-reiche Hagebutte unterstützt werden. Harntreibende Kräuter wie Brennnessel, Birkenblätter oder Goldrute unterstützen die Entgiftungsfunktion der Nieren. Bei Erkältungen helfen Thymian, Spitzwegerich oder Efeu mit ihren schleimlösenden Eigenschaften, wieder freier zu atmen.

Doch Kräutertees wirken nicht nur auf den Körper, sondern auch auf unsere Psyche. Das Johanniskraut mit seinen stimmungsaufhellenden Inhaltsstoffen oder der kostbare Safran können trübe Gedanken vertreiben. Passionsblume und das aus der ayurvedischen Tradition stammende Ashwagandha helfen, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden. Ginkgo und Rosenwurz werden geschätzt für ihre Fähigkeit, die Konzentration zu fördern und geistige Klarheit zu unterstützen.

Die Wirkung vieler Kräutertees entfaltet sich besonders gut, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt getrunken werden. Am Morgen kann ein anregender Tee mit Ingwer oder Zitronenverbene den Tag schwungvoll beginnen lassen. Tagsüber unterstützen stoffwechselanregende Tees wie grüner Tee oder Mate die Aktivität. Am Abend wiederum helfen beruhigende Tees mit Baldrian, Lavendel oder Melisse, den Tag loszulassen und den Körper auf die nächtliche Ruhephase einzustimmen.

Bei aller Wertschätzung für die positiven Wirkungen von Kräutertees ist jedoch ein wichtiger Hinweis angebracht: Trotz ihrer natürlichen Herkunft sind Kräutertees keine harmlosen Wundermittel. Sie können Nebenwirkungen haben und mit Medikamenten interagieren. Besonders bei bestehenden Gesundheitsproblemen oder der Einnahme von Medikamenten sollte daher immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker gehalten werden.

Qualitätsstandards bei Kräutertee

Hinter der scheinbar simplen Tasse Kräutertee verbirgt sich eine Welt strenger Qualitätskontrollen und sorgfältiger Herstellungsprozesse. In Deutschland, einem Land mit ausgeprägtem Qualitätsbewusstsein, unterliegen Kräutertees besonders hohen Standards, die von der Saat bis zur Tasse reichen.

Die rechtlichen Grundlagen bilden ein engmaschiges Netz zum Schutz der Verbraucher. Kräutertees als Lebensmittel müssen die strengen Anforderungen des Lebensmittelrechts erfüllen. Werden sie als Arzneitees vermarktet, gelten die noch umfassenderen Vorgaben des Arzneimittelrechts. Bio-zertifizierte Produkte unterliegen zusätzlich der EU-Bio-Verordnung mit ihren detaillierten Regelungen für ökologischen Anbau und Verarbeitung.

Doch was genau macht Qualität bei Kräutertees aus? An erster Stelle steht die Reinheit – die Freiheit von unerwünschten Fremdbestandteilen, Schadstoffen und Pestiziden. Moderne Analysemethoden können heute Rückstände im Nanogrammbereich nachweisen und sorgen so für höchste Sicherheit. Die botanische Identität ist ein weiterer entscheidender Faktor. Jede Pflanze muss exakt bestimmt und korrekt deklariert sein – keine leichte Aufgabe in einer Welt, in der manche Kräuter über Dutzende Varietäten verfügen.

Bei Arzneitees spielt der Wirkstoffgehalt eine zentrale Rolle. Für jede Heilpflanze sind Mindestgehalte an wirksamen Inhaltsstoffen festgelegt, die regelmäßig überprüft werden. Schließlich ist auch die Sensorik – Aroma, Geschmack und Aussehen – ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das von geschulten Teeverkostern beurteilt wird.

In der Praxis drückt sich Qualität oft in Zertifizierungen und Siegeln aus. Das Bio-Siegel garantiert ökologischen Anbau ohne chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel. Noch strengere Kriterien gelten für Demeter- oder Bioland-Produkte, die nach biodynamischen Grundsätzen angebaut werden. Das Fair-Trade-Siegel steht für faire Arbeitsbedingungen in den Anbauländern – ein wichtiger Aspekt, da viele Kräuter in Entwicklungs- und Schwellenländern angebaut werden.

Bei wildgesammelten Kräutern, die nicht aus Kulturen stammen, gelten die GACP-Richtlinien (Good Agricultural and Collection Practice), die eine nachhaltige Ernte und den Erhalt der natürlichen Bestände sicherstellen sollen. Für die Verarbeitung von Arzneitees sind die GMP-Standards (Good Manufacturing Practice) maßgeblich, die höchste pharmazeutische Qualität gewährleisten.

Die Qualität eines Kräutertees beginnt bereits beim Anbau und der Ernte. Entscheidend ist der optimale Erntezeitpunkt – oft vor der Blüte, wenn die Konzentration der wirksamen Inhaltsstoffe am höchsten ist. Die Ernte- und Trocknungsmethoden müssen schonend sein, um wertvolle Inhaltsstoffe zu bewahren. Bio-Produkte werden ohne chemische Düngemittel und Pestizide angebaut, was nicht nur der Umwelt, sondern auch der Gesundheit der Konsumenten zugute kommt. Bei der Wildsammlung ist besondere Sorgfalt geboten, um das ökologische Gleichgewicht nicht zu stören und bedrohte Arten zu schützen.

Doch selbst der hochwertigste Kräutertee verliert an Qualität, wenn er nicht richtig gelagert wird. Die flüchtigen ätherischen Öle, die vielen Kräutertees ihr charakteristisches Aroma verleihen, sind empfindlich gegenüber Licht, Feuchtigkeit und fremden Gerüchen. Daher sollten Kräutertees trocken und lichtgeschützt in luftdichten, aromadichten Behältern aufbewahrt werden, getrennt von stark riechenden Substanzen. Da ätherische Öle mit der Zeit verfliegen, sollten Kräutertees in der Regel nicht länger als ein Jahr gelagert werden.

Die hohen Qualitätsstandards in Deutschland haben dazu beigetragen, dass deutsche Kräuterteehersteller international einen ausgezeichneten Ruf genießen. Sie verbinden traditionelles Wissen mit modernster Technik und höchsten Ansprüchen an Reinheit und Wirkstoffgehalt – eine Kombination, die weltweit geschätzt wird.

Fazit

Kräutertees sind weit mehr als nur ein Aufguss aus getrockneten Pflanzenteilen. Sie sind ein lebendiges Kulturerbe, das Genuss mit Tradition verbindet, regionale Identität mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und alltägliches Wohlbefinden mit gezielter Gesundheitsförderung. Von der einfachen Tasse Pfefferminztee, die nach einem üppigen Mahl die Verdauung unterstützt, bis zur ausgeklügelten Kräutermischung nach überliefertem Klosterrezept – die Welt der Kräutertees bietet eine beeindruckende Vielfalt für jeden Geschmack und jeden Anlass.

Die Kulturgeschichte des Kräutertees spannt einen Bogen von den Heilern der Steinzeit über mittelalterliche Klostergärten bis zu modernen Teelaboren. Sie erzählt von der menschlichen Fähigkeit, aus der umgebenden Natur Heilmittel und Genussmittel zu gewinnen, Wissen zu bewahren und weiterzugeben. In einer Zeit, in der viele Menschen nach natürlichen Alternativen zu industriell gefertigten Produkten suchen, erlebt diese Tradition eine bemerkenswerte Renaissance.

Deutschland mit seiner reichen Kräutertradition, seinen strengen Qualitätsstandards und seinem wachsenden Markt für natürliche Produkte bietet einen idealen Nährboden für diese Entwicklung. Von den salzhaltigen Küstenregionen im Norden bis zu den Alpenwiesen im Süden, von den dichten Wäldern im Westen bis zu den weiten Ebenen im Osten – überall finden sich Pflanzen, die ihren Weg in die Teekanne finden und dort ihre ganz eigene Geschichte erzählen.

Im globalen Kontext zeigt sich, dass Kräutertees kulturelle Grenzen überwinden können. Ob Mate aus Südamerika, Rooibos aus Südafrika oder Tulsi aus Indien – die Welt der Kräutertees ist ein Schmelztiegel der Traditionen und Aromen, der Einblicke in fremde Kulturen ermöglicht und gleichzeitig verbindend wirkt.

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